Die Anfänge der Familie Thun

Die Ursprünge der Familie Thun

Der Ursprung der Familie Thun (erst ab 1628 Thun-Hohenstein) ist bis heute noch nicht gänzlich geklärt und durch die bereits gründlich untersuchten Quellen in den Standardwerken zur Familiengeschichte  [1] und der eher dürftigen Quellenlage im 11. und 12. Jahrhundert, ist auch in Zukunft kaum eine zufriedenstellende Antwort zu erwarten. Lediglich kann, insofern die Geschichte der Familie in den größeren geschichtlichen sprich regionalen aber auch überregionalen Kontext gestellt wird, eine Annäherung stattfinden.

Der Herkunftsort der Familie Thun ist, fernab von Ursprungslegenden und diversen Theorien, im Nonstal im heutigen Trentino zu suchen. Die Familie Thun trittt in der heutigen Überlieferung in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts dort auf, wo sich am Eingang des Tales auf der rechten Seite flussaufwärts des Noce der Engpass Rocchetta (ehemals Puntelpeyn oder Ponte alpino [2]) mit einer Anhöhe befindet. Diese Gegend bildete früher die Pfarre Ton, zusammengesetzt aus den kleinen Dörfern Vigo [3], Novesino (heute Masi Nosin), Toss und einige andere. Ein Dorf, das Tono hieß, gab es wohl nicht. Pinamonti [4] schreibt, er selbst habe noch eine Urkunde in Händen gehalten, wo eine plebs Toni im Jahre 1145 vorkam, leider ist dieses Dokument heute nicht mehr erhalten. Jedoch wird heute noch die Pfarre in Vigo „Ton“ genannt, welche ab immemorabili (zu unbekannter Zeit) entstand.

Auf der Anhöhe, auf der die Familie Thun erstmals ihren Stammsitz hatte, steht heute noch die Kapelle S. Margherita, welche die Thuns, als sie ihre Residenz zum Hügel nähe Vigo, dort wo heute Castel Thun thront, verlegte, erbauen ließ. Flur-, Straßen- und Ortsnamen erinnern jedoch noch an die Zeit, als die Anhöhe am Eingang des weiten Nonstales Sitz der Familie war. [5]

Namensentwicklung [6]

Woher der Name „Tono“ stammt, ist ebenfalls ungewiss. Es gibt in den diversen Zeugnissen Namensformen wie Tunno, Tonno, Thunne, Tunn. Erst im Laufe des 14. Jahrhunderts bürgerte sich die „deutsche Form“ von Tono „Thunn“ ein, eine Abwandlung, welche sich durch die Kontakte zu den deutschsprachigen Gebieten und die Ausbreitung der Familie vor allem im mitteleuropäischen Raum zu „Thunn“ erklärt. Durchgesetzt hat sich der Name „Thun“ dann ab dem Jahre 1407 mit dem Eintritt von fünf Familienmitgliedern in den Elephantenbund. [7] Die Nonsberger jedoch benennen die Familie heute noch „Ton“.[8]

Weitere Anknüpfungspunkte an das Problem der Herkunft des Namens bzw. der Familie selbst finden sich in den Aufzeichnungen aus dem 12. Jahrhundert zum bekannten Tonalepass, welcher ja dieselbe Wortwurzel enthält. Dieser soll bereits 1127 bei der Schenkung des Hospizes S. Bartolomeo am Tonalepass erwähnt worden sein [9], also vor der ersten überlieferten Erwähnung des Familienmitgliedes Bertoldus de Tonno aus dem Jahre 1145, was belegt, dass der Name „Ton“ schon vorher in der Gegend des Nonstales und des Val di Soles verbreitet war. Der Pass, welcher im Mittelalter als wichtiger Übergang für den Handel fungierte [10] befand sich nicht in unmittelbarer Nähe des Sitzes der Familie an der Rocchetta. Auch war es im Mittelalter für Personen üblich, sich nach dem Wohnort zu benennen und nicht umgekehrt. [11]

Auch jene Vermutungen, die Familie Thun würde von den Schweizer Thuns und der Stadt Thun abstammen [12], werden durch eine etymologisch-historische Analyse relativiert. Die Stadt Thun am Thunersee schien erstmals um 700 als „lacum Dunensis“ [13] auf. Der Name wird hier vom keltischen Wort „dunum“ für Befestigunsanlage bzw. Palisadenwerk abgeleitet. Die Wortwurzel ist bei der Familie Thun eine andere, nämlich „Ton“. Dass das Wappen der Stadt dem Urwappen der Thuns sehr ähnelt ist auch kein Argument: die heraldischen Darstellungsmöglichkeiten im Mittelalter waren begrenzt und können so zu vielen Überschneidungen führen.

Die Herkunft der Familie Thun aus dem Nonstal ist demnach nicht zu bestreiten. Bei den Überlegungen allerdings, ob, wann und wodurch die Familie in das Nonstal gelangte, bleibt viel Platz für Mutmaßungen. Am ehesten stammt das Adelsgeschlecht jedoch von der im Nonstal ansässigen romanisierten langobardischen Bevölkerung ab und hatte sich mit der Zeit zu einer angesehenen Familie entwickelt. Als das Bistum Trient im Jahre 1027 durch Kaiser Konrad II. zu einer Grafschaft wurde, stellte sich die Familie zuerst in den Dienst von Adeligen, später dann in den des Bischofs (Ministeriale). So konnten sie durch geschickte Diplomatie und wichtigen Belehnungen ihre Macht weiter ausbauen. [14]

Die ersten Familienvertreter

Der Prager Prämonstratenserpater Armando Friedenfels führt in seinem Werk zur Familie Thun-Hohenstein einen Albertinus de Tono an, welcher im Jahre 1050 bereits als angesehener Mann in der Gegend von Trient gelebt haben soll und lange Zeit an die Spitze Thun’scher Stammbäume gesetzt wurde. [15] Allerdings bemüht sich der Autor in diesem Werk nicht um historische Genauigkeit, sondern vielmehr um eine Lobhymne auf die Familie Thun und seinen persönlichen Gönner Romedio von Thun . Der Name Albertinus kommt zwar später immer wieder in der Familie vor, jedoch ist dies kein zwingender Beweis für eine Verwandtschaft.

Eine erste belegte Erwähnung eines Mitglieds der Familie Thun findet sich in der Stiftungsurkunde des Klosters St. Michael an der Etsch aus dem Jahre 1145 [16], in der ein Bertoldus de Tunno als Zeuge der Stiftung genannt wird. Bertoldus tritt noch einmal im Jahre 1155 als Zeuge bei einer Urkunde des Bischofs Eberhard von Trient (1154-1156) in Riva auf. [17] Ob der Name „de Tonno“ als Familienhinweis galt, oder als bloße Angabe des Herkunftortes, lässt sich heute nicht mehr mit Bestimmtheit sagen, auf diese Problematik stößt man in der genalogischen Forschung immer wieder. Jedoch trat Berthold als zweiter Zeuge nach Eberhard von Flavon auf, also ist anzunehmen, dass es sich hierbei bereits um einen angesehenen Familiennamen handelte.

Im 12. Jahrhundert finden wir noch weitere vereinzelte Thunmitglieder, welche jedoch aus Mangel an Quellen, wie auch bei Berthold, nicht in eine gesicherte Stammesfolge eingebaut werden können. So etwa ein Pietro di Tonno im Jahre 1165, der als Zeuge bei dem Testament der Beatrice d’Este fungiert haben soll [18],[break] oder die Brüder Adelperus und Anselmus , welche zusammen auf einer Urkunde des Domkapitels Trient aus dem Jahre 1170 [19] erscheinen. Da sie zur selben Zeit wie Bertoldus gelebt haben, ist anzunehmen, dass es sich dabei um engere Verwandte handeln muss (Neffen, Brüder, etc.). Zusammenhängender werden die Namen aus der Familie, sobald Personen des Öfteren in Urkunden (im Umkreis von Trient) erscheinen, im besten Falle mit Angabe des Vaters.

Bei diesen ersten Erwähnungen treten die diversen Familienmitglieder meist als Zeugen eines Rechtsaktes auf. Es gibt zwar wenige soziologische Untersuchungen zur Reihung der Zeugen einer Urkunde im früheren Mittelalter[20], man kann jedoch durchaus sagen, dass die Rangordnung in der Zeugenreihe auch Ausdruck von Ansehen war. Regional zeigen Untersuchungen, dass auch in Alttirol eine Reihung nach Rangordnung nicht ungewöhnlich, jedoch nicht ausschließlich war.[21]

Die Vertreter der Familie Thun sind in den Quellen des 12. Jahrhunderts, vorne an Bertoldus in der Stiftungsurkunde von St. Michael an der Etsch und später bei der Urkunde aus Riva, durchwegs unter den ersten Zeugen zu finden[22], was annehmen lässt, dass diese Personen bereits in der Mitte des 12. Jahrhunderts als anerkannt und ehrenwert galten, was zum Schluss führt, dass auch die Familie hohes Ansehen im Trentiner Raum genoss.

Wie groß die Familie damals bereits war, vermag man heute nicht mehr zu beantworten. Anzumerken ist lediglich, dass in der „carta de collonellis“ von 1190 [23], bei der Bischof Konrad von Trient für den Römerzug Kaiser Heinrichs VI. fünf Heeresgruppen zusammenstellt, die Familie der Thun als vierte Gruppe „illi de Tun“ (jene der Thun) mit den Herren von Ivano und Flavon, Rumo und Spaur genannt wurde. Diese Redewendung „illi de“ wird speziell in dieser Urkunde im Unterschied zum Begriff „domus“ verwendet, einige wenige werden hingegen ohne eine Spezifizierung, also mit bloßem Namen, angegeben. „Domus“ wurde im Mittelalter als größerer Haushalt verstanden, welcher nicht nur die Kernfamilie, sondern auch weitere Familienmitglieder, Knechte und Mägde mit einbezieht. Die Bezeichnung „illi de“ soll deshalb einen Unterschied zu diesem beschreiben, zumal domus als Begriff etabliert war. Dabei handelt es sich sehr wahrscheinlich um eine kleinere familiäre Gemeinschaft. [24] Somit kann man annehmen, dass die Familie Thun in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zwar eine größere Familie mit gewissem Ansehen war, jedoch noch nicht den Status eines „domus“ erreicht hatte. Leider gibt es aus dieser Zeit im Raum Trient nicht genügend Quellenmaterial um eine umfassende sozialgeschichtliche Studie anzufertigen und auch letzte Zweifel auszuräumen. Mit Sicherheit zeugt die carta de colonellis jedoch von der Wichtigkeit der Familie bereits zu diesem Zeitpunkt, zumal sie als Führer der vierten Heeressäule (der des Nonstales) genannt werden.

Ab dem Zeitpunkt dieser berühmten carta dei colonelli wird die Quellenlage um die Familie Thun dichter. Eine ununterbrochene Stammesreihe lässt sich seit Manfredinus festmachen. Dieser wird in einer Urkunde des Bischofs Albert von Trient von 1187 als Zeuge erwähnt. [25] 1199 folgt eine weitere Erwähnung dieses Manfredinus neben seinem Bruder Albertinus de Tonno in einer für die Familiengeschichte überaus wichtigen bischöflichen Urkunde von 1199: Die Familienvertreter wurden mit der Anhöhe Vision bei dem Engpass Rocchetta belehnt, um dort ein Schloss, welches zum ersten Stammsitz der Thuns werden sollte, bauen zu können. [26] Albertinus wird bei der Belehnungsurkunde als erster genannt und ist somit vermutlich der ältere der beiden Brüder, allerdings reicht seine Linie nur bis Anfang des 14. Jahrhunderts. Manfredinus und seine direkten Nachkommen hingegen werden als Stammväter der Familie Thun angesehen.

Als dritter Empfänger der Belehnung wird ein Liutus de Marostega angeführt, welcher vielleicht ein Schwager der Beiden war. Alle drei empfangen die Belehnung allerdings nicht nur für sich, sondern auch für die vermutlich noch minderjährigen Brunatus , Petrus , Adelperus und Ottolinus . Nur bei Letzterem und dessen Vater Marsilius , welcher zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben war, ist auf den ersten Blick gesichert, dass er von der Familie Thun abstammt („[…] nec non et Ottolini, quondam Marsilii, de suprascripto loco Tonni […]“). Da sich aber sei es ein Brunatus, als auch ein Petrus und Adelperus in anderen Dokumenten finden, ist anzunehmen, dass sich die Bezeichnung „de loco […] Tonni“ auf alle angeführten Personen bezieht.

Pinamonti, der des Öfteren auf Dokumente zugreifen konnte, welche heute verloren sind, führt ein Hörigkeitsbekenntniss aus dem Jahre 1218 an [27], bei welchem Manfredinus und Brunatus als Eigentümer der Leute des Herrn Pellegrini de Tegnarolo genannt werden. Dies würde nicht nur bedeuten, dass Manfredinus, welcher heute an die Spitze des Thun’schen Stammbaums gesetzt wird, 1218 noch lebte, sondern auch, dass die Familie Thun bereits Anfang des 13. Jahrhunderts Besitzungen hatten, welche über das Nonstal hinausreichten.

Manfredinus hatte einen Sohn namens Warimbert I. , bei welchem die Quellenlage deutlich dichter wird. Diese zeigt, dass in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts dieser Warimbert die Familie nach außen hin vertrat: neben dem Auftreten als Zeuge bei diversen Belehnungen, war er als Vasall des Bischofs bei Lehensgerichten, Befehlsverordnungen u.Ä. anwesend. [28]

Der Besitz des Geschlechtes scheint ursprünglich nicht sehr groß gewesen zu sein, so standen die Thuns anfangs als Vasallen den Grafen von Flavon und Eppan in Lehen. Die Familie scheint bereits einiges an Reichtum angesammelt haben, zum Beispiel erhielt Bischof Egno von Trient aus dem Hause Eppan im Jahre 1261 von Oldericus und Enricus de Visione [29] ein ansehnliches Darlehen. [30] Dennoch konnte die Familie erst nach dem Aussterben des Eppaner Geschlechtes [31] richtig aufblühen, da sie die Lehen, die sie ursprünglich von den Grafen von Eppan empfingen, vom Bischof oder dem Landesfürsten erhalten konnten und somit als Ministerialen in den Dienst des Bischofs traten.

[MT] Lesen Sie >hier< etwas über den Aufstieg der Familie Thun.

 

[1] Vgl. hierfür Giuseppe Pinamonti, Memorie intorno la famiglia de’ Signori di Tono ora conti di Thunn, Milano 1839; Legis Glückselig, Denkwürdigkeiten des Grafenhauses Thun-Hohenstein, Prag 1866; Carl Ausserer, Der Adel des Nonsberges. Mit 72 Abbildungen von Schlössern, Wappen und Siegeln, in: Jahrbuch der k. k. heraldischen Gesellschaft „Adler“, Wien 1899; Edmund Langer/Rudolf Rich, Mittelalterliche Hausgeschichte der edlen Familie Thun (8 Bände), Wien 1904-1910.
[2] Vgl. Ausserer, Der Adel des Nonsberges, S. 43.
[3] Der Name „Vigo“ stammt vermutlich von „vicus“ für Gehöft bzw. Dorf ab, später wurde dann aus „vicus Toni“ einfach „vicus/Vigo“.
[4] Vgl. Pinamonti, Memorie, S. 10.
[5] Vgl. z.B. die Straßen „via S. Margherita“ oder „via Tor di Visione“, die „localitá Castelletto“ (kleines Schloss).
[6] Lesen Sie hierfür auch den Lexikonartikel Etymologie - der Name "Thun"
[7] Gründungsschrift vom 28. März 1407 abgedruckt bei: Jakob A. Brandis, Geschichte der Landeshauptleute von Tirol, Innsbruck 1850, S. 156-162.
[8] Vgl. Quirino Bezzi, La storia della Val di Sole, S. 139.
[9] Testament des Dominikus de Marchis vom 13. April 1127, erwähnt bei Bartolomeo Del Pero, Geschichte des Hospizes auf dem Tonalepaß (Der Schlern 14) 1933, 288-289, hier S. 288.
[10] Vgl. Gian Maria Varanini, Itinerari commerciali secondari nel Trentino bassomedievale, in: Die Erschließung des Alpenraumes für den Verkehr im Mittelalter und der frühen Neuzeit. L’apertura dell’area alpina all traffico nel medioevo e nella prima era moderna (Schriftenreihe der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer, Hrsg. von der Kommission III Kultur, Berichte der Historikertagungen 7), Bozen 1996, S.101-128, hier S. 108-109; für die Geschichte des Hospizes S. Bartolomeo immer noch grundlegend, jedoch dürftig: Bartolomeo Del Pero, Geschichte des Hospizes auf dem Tonalepaß (Der Schlern 14) 1933, 288-289.
[11] Vgl. Josef Egger, Geschichte Tirols von den ältesten Zeiten bis in die Neuzeit, Innsbruck 1880, S. 264.
[13] Vgl. Hektor Ammann, Die Anfänge der Stadt Thun (Sonderdruck aus der „Zeitschrift für Schweizerische Geschichte“ XIII. Jahrgang Heft 3 1933), S. 7-8.
[14] Grundlegend für die Entwicklung des Nonsberger Adels vgl. Ausserer, Der Adel des Nonsberges.
[15] Vgl. Armando Friedenfels, Gloriosus Sanctus Romedius ex comitibus […] nec non gloriosa domus comitum de Thun [..], Prag 1699, S. 7; Friedenfels war bereits zu seiner Zeit als Panegyrist bekannt, wurde jedoch selbst in wissenschaftlichen Zeitschriften wie der Acta Eruditorum hoch gelobt, dabei wurden seine unfundierten Erkenntnisse zur Geschichte der Familie Thun in dieser Zeitschrift übernommen: vgl. Acta Eruditorum, Lips.4 (1703), S. 68-71.
[16] Stiftungsurkunde der Kirche St. Michael an der Etsch vom 29. Sept. 1145, abgedruckt bei: Joseph Freiherr von Hormayr, Geschichte der gefürsteten Grafschaft Tirol (Erster Theil. Zweite Abteilung), Tübingen 1808, S. 68-69. Die Urkunde ist im Original nicht mehr erhalten. Eine zweite Abschrift findet sich bei Bernedetto Bonelli, Notizie istorico-critiche della chiesa di Trento, Trient 1760, S. 391-392; Bonelli transkribiert allerdings Pertoldus de Tunne.
[17] Urkunde von 4. April 1155 in Riva, abgedruckt bei Rudolf Kink, Codex Wangianus. Urkundenbuch des Hochstiftes Trient (Fontes Rerum Austriacum 2,5), Wien 1825 (photografischer Nachdruck), S. 21-24.
[18] Vgl. Ludovico A. Muratori, Delle Antichità Estensi, Bd.II, o.O. 1740, zit. bei Pinamonti, S. 23.
[19] 13. August 1170 in Trient, gedruckt bei: Emanuele Curzel (Hrsg.), I documenti del capitolo della cattedrale di Trento. Regesti (1147-1303) (Rerum Tridentinarum Fontes VI), S.58, Nr.3.
[20] Vgl. hierfür grundlegend Julius Ficker, Vom Reichsfuerstenstande. Forschungen zur Geschichte der Reichsverfassung zunaechst im XII. und XIII. Jahrhunderte, Band I, Innsbruck 1861, S. 155-184; Heinrich Fichtenau, Die Reihung der Zeugen in Urkunden des frühen Mittelalters, in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung (MIÖG), Band 87, Wien/Köln/Graz 1979, S. 302-315.
[21] Vgl. hierfür für den Trentiner Raum die umfassende Untersuchung von Marco Bettotti, La nobiltà trentina nel medioevo (metà XII - metà XV secolo), Bologna 2002.
[22] Bei der erwähnten Stiftungsurkunde wird Bertoldus de Tunne sogar als zweiter Zeuge nach Eberhard Graf von Flavon (Heberhardus Comes de flaume) angeführt.
[23] Urkunde von 18. Juli 1190 in Trient: Kink, Codex Wangianus, S. 102-104, Nr. 40.
[24] Vgl. Bettotti, La nobiltà trentina nel medioevo. Bettotti untersucht hier anhand der Urkunden aus dem 12. Jahrhundert, vor allem dem Codex Wangianus, die Begrifflichkeiten im Umgang mit Adel und dessen Umfeld, vgl. S. 133-135.
[25] Urkunde von 18. Juni 1187 in Trient: Kink, Codex Wangianus, S. 67-70, Nr. 26.
[26] Urkunde vom 17. Juli 1199 in Metz (Trentino): Kink, Codex Wangianus, S. 140-142, Nr.64.
[27] Josef von Hippoliti (†1763, Franziskaner bei S. Bernardino, Pergine), Manuskript, zit. bei Edmund Langer, Mittelalterliche Hausgeschichte der edlen Familie Thun, Heft 1, 1. Abteilung. Die Anfänge der Familie Thun, Wien 1904, S. 6.
[28] Um nur einige zu nennen: Belehnungsurkunde von 11. März 1212 in Trient:  Kink, Codex Wangianus, S. 242-244, Nr. 103; Aufforderung/Befehl  Bischofs Albert von Trient zur Stellung eines Ritters für jeden, der ein feudum de colonello besitze vom 23. Mai 1220, abgedruckt bei: Bonelli, Notizie II, S. 552-553.
[29] Im 13. Jahrhundert nannten sich einige Familienmitglieder nach dem Schloss Vision ("de Visione"). Dies wurde nicht immer konsequent eingehalten, weshalb wir heute mit Sicherheit wissen, dass es sich dabei um dieselbe Familie handeln muss.
[30] Gebietsarchiv Litomerice, Teilarchiv Decín Tetschen/Bodenbach, Familienarchiv Thun, Sektion IV, 6, 1-3.
[31] Egno von Eppan (†1273), Fürstbischof von Brixen und später unter Papst Innozenz IV. Fürstbischof von Trient, ist durch seine Seitenwechsel bei dem Streite zwischen Kaiser Friedrich II. und Papst Gregor IX. bekannt geworden. Als er und kurz darauf sein Bruder Gottschalk († ca. 1300), Kanonikus in Trient, starb, starb auch das Geschlecht der Eppaner aus. Vgl. zur Geschichte der Grafen von Eppan Walter Landi, Die Grafen von Eppan. Land und Adel an der Etsch und im Gebirge zwischen 11. und 13. Jahrhundert, Innsbruck 2009.

Gräfin von Lamberg Leopoldine (1825-1902)

Sachschriftstellerin

Gräfin Leopoldine Karoline Ernestine von Thun-Hohenstein, geb. Lamberg (*9. April 1825 in Brünn, † 10. April 1902 in Prag; begraben in der Johannes-Kapellen-Gruft in Tetschen, katholisch) war eine Sachschriftstellerin.

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Familie

Gräfin Leopoldine wurde am 9. April 1825 in Brünn als zweites Kind des Grafen Eduard von Lamberg und der Gräfin Karoline, geb. von Sternberg , geboren. Ihr ein Jahr älterer Bruder Ernst, zu dem sie ein inniges Verhältnis aufbaute, starb im Alter von 26 Jahren. Leopoldine heiratete am 15. September 1845 den Bruder von Graf Leo und Graf Franz Anton von Thun-Hohenstein , Graf Friedrich Franz Josef von Thun-Hohenstein , Sohn des Grafen Franz de Paula Anton und der Gräfin Theresia Maria, geb. Brühl . Aus der Ehe entsprangen elf Kinder: Gräfin Therese , Graf Franz de Paula [32], Gräfin Karoline , Gräfin Marie , Gräfin Ernestine , Gräfin Wilhelmine , Gräfin Leopoldine (I83), Graf Eduard , Graf Friedrich , Graf Jaroslav und Gräfin Josefine .

 

Leben

Jugend und Ausbildung

Gräfin Leopoldine verbrachte ihre Kindheit bis 1838 in Kwassitz. Schon im Jahr ihrer Geburt traf die Familie von Lamberg ein schwerer Schicksalsschlag. Der Vater von Leopoldine und Ernst, Eduard von Lamberg, ertrank am 30. November 1825 bei einem Jagdausflug bei Wessely (Mähren).[33]

Die Erziehungsaufgabe von ihren Kindern wurde von Mutter Karoline an den Deutschböhmen Johann Nagel, der auch die Erziehung der Söhne des preußischen Gesandten Fürst Franz Ludwig von Hatzfeld, Majoratsherrn zu Trachenberg (1756-1827) [34] oder der Neffen des russischen Botschafters Graf Dimitri Tatischeff (?-1845) [35] übernommen hatte, übertragen. So erhielten die Kinder ab dem sechsten bzw. siebten Lebensjahr täglich bereits fünf bis sechs Lernstunden in denen ihnen die wichtigsten Kenntnisse und Inhalte der schulischen Grundausbildung [36] vermittelt wurden. Eine erste Studienreise erfolgte Anfang der 30er Jahre des 19. Jahrhunderts: Leopoldine und ihr Bruder Ernst reisten im Beisein ihres Lehrers und Erziehers Johann Nagel und ihrer Gouvernante Annette Nagel [37] nach Krakau, wo sie, ausgestattet mit einem Geldbetrag zum „Verschwenden“, alle Sehenswürdigkeiten der Stadt einschließlich Universität, Kirchen und Dom mit Gruft besichtigten. [38]

Schon während ihrer Kindheit entdeckte Gräfin Leopoldine ihre Liebe zu Poesie und Kunst. Sie verfasste Gedichte und begann zu malen. [39] Zudem hielt sie ihre Reiseeindrücke in ihrem „Journal“ fest.

Im Herbst 1839 reiste die Familie Lamberg nach Prag, wo sie die ehemalige Auersperg’sche Wohnung bezog. In Prag wurden neue Lehrende aufgenommen, Beziehungen zu Freunden geknüpft und der Plan einer deutsch-holländischen Studienreise [40] von Prag, Karlsbad und Eger über Frankfurt und Mainz nach Rotterdam gefasst.

Im Jahr 1841 wurde Leopoldine erstmals von ihrem Bruder getrennt, der für einige Monate nach Paris ging, wo er sich mit der französischen Sprache vertraut machen und sein künstlerisches Talent gefördert und ausgebildet werden sollte. Die junge Gräfin reiste stattdessen im März 1841 mit ihrer Mutter nach Italien und bestieg erstmals die Eisenbahn, da Mitte des 19. Jahrhunderts das Schienenverkehrsystem gut ausgebaut war. [41]

Im Alter von 17 Jahren lernte Gräfin Leopoldine von Lamberg bei einem Faschingsball auf der Sofien-Insel Graf Friedrich Franz Josef von Thun-Hohenstein kennen; beim nachfolgenden Damenball trafen die beiden erneut aufeinander. Ab diesem Zeitpunkt folgte ein häufiges Wiedersehen. Eine Heirat Leopoldines mit Friedrich Franz Josef von Thun-Hohenstein war jedoch aufgrund seiner Stellung als zweiter Sohn des Grafen Franz de Paula Anton und der Gräfin Theresia Maria, geb. Brühl, und als Diplomat "en sous-ordre" (noch) nicht möglich. [42]

Erst zwei Jahre später, im Jahr 1845 sollte der Bund fürs Leben geschlossen werden. Am 7. April verlobten sich die beiden. Die Vermählungszeremonie fand am 15. September 1845 in der Franziskanerkirche in Prag statt. Im Juli 1846 übersiedelten die hochschwangere Leopoldine und ihr Gemahl nach Bubentsch, wo sie eine Villa bewohnten. Am 14. Juli 1846 wurde ihre gemeinsame Tochter Therese von Thun-Hohenstein, ein Jahr später, am 2. September 1847, ihr gemeinsamer Sohn Franz von Thun-Hohenstein geboren. [43]

Die erste Zeit verbrachte die junge, glückliche Familie in Tetschen, wo sie ein ruhiges Leben führte. Als im Winter 1848 ihr Gemahl von Fürst Klemens Wenzel von Metternich (1773-1859) den Gesandtschaftsposten in Stockholm [44] übertragen bekam, übersiedelte die Familie nach Wien, wo Leopoldine auf Selina Clam-Martinic [45], Kaiserin Marianne [46] und die Fürstin Metternich [47] traf. Während dieser Zeit wurde Emma Czernak in das Haus Thun-Hohenstein-Lamberg bestellt, die sich der Pflege der Kinder annahm, der Gräfin unterstützend zur Seite stand und fast 50 Jahre im Dienst stand. [48]

Das junge Paar durchlebte eine von schweren Unruhen geprägte Zeit, die die junge Gräfin mit ihren Kindern meist von ihrem Mann [49] getrennt verbrachte. Nur selten konnten sich beide für kurze Zeit wiedersehen und über Geschehenes und Erlebtes berichten. Als am 23. September 1848 das gemeinsame Töchterchen Karoline zur Welt kam, war mit der Geburt auch ein Wermutstropfen verbunden: „Fritz“ [50] musste einen Tag zuvor wieder nach Stockholm aufbrechen und konnte die Geburt nicht miterleben. [51] Die von ihrem Mann getrennten „Schreckensmomente des Jahres 1848“ [52] verbrachte Leopoldine mit ihren Kindern bei ihrem Schwiegervater und den Schwägerinnen in Tetschen. [53] Im Jahr 1849 verlobte [54] sich Leopoldines Mutter mit Carl August Leopold Bigot von St. Quentin [55], der seit 1831 als unentbehrlicher Teil der Familie galt. Im folgenden Jahr wurde am 6. August das Töchterchen Marie in Frankfurt [56] geboren.

Als dem Grafen Thun-Hohenstein wenig später ein Posten in Berlin angeboten wurde, übersiedelte die ganze Familie erneut, hielt sich dort bis zum Jahr 1854 auf und brachte anschließend einige Jahre in Italien zu. Während der Zeit in Berlin konnte sich nicht nur Leopoldines Gemahl beruflich etablieren, auch die Gräfin selbst traf immer wieder auf interessante Persönlichkeiten. Zudem wurde das fünfte Kind, Ernestine von Thun-Hohenstein, die ihren Namen ihrem verstorbenen Onkel und Bruder Leopoldines, Graf Ernst von Lamberg, verdankte, am 12. März 1853 geboren. [57]

Die (Frankreich-)Reise mit ihrem Gatten Ende Juli 1854 [58] beeindruckte und prägte Gräfin Leopoldine ganz besonders. Fasziniert von der Vielfalt der französischen Städte, insbesondere Paris mit ihren Sehenswürdigkeiten, und der französischen Kultur kehrten die Gräfin und der Graf mit neuen Eindrücken von ihrem Aufenthalt, der einige Wochen dauerte, wieder nach Tetschen zu ihren Kindern zurück. [59] Im März 1855 trat Fritz seinen neuen Posten in Italien an und folgte am 16. September 1855 dem Feldmarschall Josef Wenzel Radetzky (1766-1858) [60] nach Verona während Leopoldine mit den Kindern etwas[break] später im Oktober nachreiste und sich dort bis 1857 aufhielt. [61] Am 25. Dezember 1855 wurde Gräfin Wilhelmine in Verona geboren. [62]

Während ihrer Zeit in Verona konnte Gräfin Leopoldine wichtige Persönlichkeiten empfangen, darunter Nikolaus von Weis (1796-1869) oder den amerikanischen Schriftsteller George Ticknor (1791-1871). Im Mai 1857 verließ die Familie Verona und kehrte in die „Heimat“ [63] zurück.

Zwei Monate später unternahmen ihr Gemahl Graf Friedrich Franz Josef von Thun-Hohenstein, dessen Schwester Gräfin Juža ( ), deren Vater Graf Franz Anton ( ) und Gräfin Leopoldine eine Reise nach England [64], von der sie erst im September wieder heimkehrten. Überwältigt und fasziniert von ihrem Dasein als Touristin bestaunte und erkundete Leopoldine von Thun-Hohenstein London, stattete dem Bruder von James Hope und Maler, Francis Grant (1803-1878) einen Besuch ab und machte einen Ausflug nach Windsor Castle. [65] Im Oktober 1858 beschloss die Familie, die Wintermonate an den verschiedensten Orten Italiens zuzubringen. [66]

Als Johann Bernhard von Rechberg (1806-1899) [67] 1859 in das Ministerium eintrat, nahm Graf Friedrich Franz Josef von Thun-Hohenstein die Chance auf eine erneute diplomatische Karriere wahr. [68] Alsbald wurde ihm ein Posten in St. Petersburg angeboten, den er nach Absprache mit Gräfin Leopoldine annahm und Anfang Dezember [69] antrat. Eine Woche später, am 14. Dezember 1859, starb das Töchterchen Therese. Leopoldine erhielt in dieser schweren Zeit Beistand von ihrer Mutter, ihrem Schwiegervater und ihrer Schwägerin Juža. Fritz konnte erst im Mai 1860 wieder nach Tetschen zurückkehren, jenem Zeitpunkt, an dem Leopoldine ihr Söhnchen Eduard [70] erwartete. Im Juli brach die gesamte Familie schlussendlich zu ihrem neuen Domizil nach St. Petersburg auf, wo sie für zwei Jahre lebte und wiederum auf zahlreiche angesehene Leute, unter ihnen Großfürstin Katharine (1827-1894) [71], Herzog Georg von Mecklenburg (1779-1860) [72], Kanzler Nesselrode (1780-1862) [73], traf. [74]

Nach einem mehrmonatigen Aufenthalt in Moskau sowie in Oranienbaum kehrte die Familie Thun-Hohenstein am 24. September 1861 nach St. Petersburg zurück, wo wenige Tag später das Söhnchen Friedrich [75] geboren wurde. Zum neuen Jahr 1862 luden die Thun-Hohenstein am 28. Jänner zu ihrem ersten Ball mit über 300 geladenen Gästen, unter ihnen Großfürstin Maria von Leuchtenberg (1841-1914) [76] mit ihren Kindern. Verschiedene Soiréen, Konzerte und Diners folgten. [77] Nach Ostern, am 3. Mai trat Leopoldine mit ihren Kindern (ohne Fritz [78]) die schon längst herbeigesehnte Heimreise nach Tetschen an. [79] Auf Anraten ihrer Mutter Caroline kaufte die Gräfin bereits im Frühjahr 1862 die Herrschaft Morkowitz in der Nähe von Kwassitz und Zdaunek, woraufhin die Familie abwechselnd die Sommer- und Herbstmonate zwischen Kwassitz und Tetschen verbrachte. [80]

Im Herbst 1863 erkrankten die jüngeren Kinder an Scharlach, um eine Ansteckung zu vermeiden, übersiedelten die älteren und jüngsten nach Wien, besuchten die Patienten jedoch öfters. Als der zweieinhalbjährige Friedrich schwer erkrankte, eilte Leopoldine, die sich gerade in Tetschen aufhielt, wieder zurück nach Wien. Allerdings kam Leopoldine zu spät, denn ihr Sohn Friedrich erlag am 24. Dezember 1863 seiner Diphterieerkrankung. [81]

Nach einer Zeit voll Trauer und Schmerz in Wien kehrte die Familie im Frühjahr 1864 nach Tetschen zurück, wo am 23. Mai 1864 der Sohn Jaroslav, am 23. Juni 1867 das Töchterchen Josefine, genannt Juža, geboren wurden. [82] Über 10 Jahre brachte die Familie die Sommermonate zwischen Tetschen und Kwassitz zu, in den Wintermonaten blieben sie in Wien, ehe beschlossen wurde, ihre Winterresidenz von Wien nach Prag zu verlegen. [83]

Das Jahr 1881 barg für die Gräfin zwei schlimme Schicksalsschläge: am 24 September 1881 starb ihr Gatte Friedrich Franz Josef. Für Leopoldine, die 36 Jahre überglücklich an dessen Seite lebte, ein leidvoller Tag und tiefer Einschnitt in ihrem Leben. Als Leopoldines Mutter wenige Monate später erkrankte, eilte ihre Tochter nach Wien, um sich ihrer Pflege anzunehmen. Allerdings verschlimmerte sich der Zustand ihrer Mutter Caroline zusehends, sodass sie am 31. Dezember 1881 verstarb. Mit dem Tod des Sohnes Eduard am 7. Mai 1885 in Peruc musste Gräfin Leopoldine Thun-Hohenstein einen weiteren schmerzlichen Verlust hinnehmen.

Gräfin Leopoldine verbrachte die letzten Jahre zurückgezogen im Kreis ihrer Familie, reiste mit einigen ihrer Kinder durch die Welt und schrieb im Jahr 1890 ihre Lebenserinnerungen [84] nieder.

Als sie anzunehmenden Augen- und Kopfschmerzen litt, musste sie das Lesen und Schreiben einschränken und war auf die Hilfe anderer, hauptsächlich ihrer Kinder, angewiesen. Gräfin Leopoldine von Thun-Hohenstein starb am 10. April 1902 in Prag.

 

Mitgliedschaften, Auszeichnungen und Ehrungen

Gräfin Leopoldine von Thun-Hohenstein war Mitglied beim Sternkreuzorden und Ehrendame des bayrischen Theresienordens.

 

Rezeption

Häufige Ortswechsel, lang andauernde und zahlreiche Trennungen von ihrem Gemahl, faszinierende Reisen und Erlebnisse und auch schmerzliche Verluste kennzeichnen das Leben von Gräfin Leopoldine von Thun-Hohenstein. Der Familienmensch wurde nicht nur der Mutterrolle gerecht, sondern war auch eine ausgezeichnete Ehegattin, die die verschiedensten Strapazen auf sich nahm, um ihrem Mann, der seinen beruflichen Verpflichtungen in Deutschland, Italien und Russland nachging, nahe sein zu können. Gräfin Leopoldine von Thun-Hohenstein war ein herzensguter und strenggläubiger Mensch, der es verstand, in jeder Situation „Familie“ zu schaffen und sich im Denken und Wandeln vom katholischen Glauben leiten zu lassen. Ihre „Erinnerungen aus meinem Leben“ schildern in eindrucksvoller Weise nicht nur ihren familiären Alltag, sondern enthalten darüber hinaus wertvolle Informationen zur politischen Geschichte Österreichs. [DL]

 

Bibliographie

Werkverzeichnis

  • Erinnerungen aus meinem Leben, hrsg. von Thun-Hohenstein, Jaroslav von, Innsbruck-Wien-München 31926

 

Ausgewählte Literatur

  • Wurzbach, Constant von, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, Bd. 14, Wien 1845
  • Porträtnachweis Slavíčková, Hana, Portrétní galerie Thun-Hohensteinů, Ausst.-Kat., Děčín 1998.

 

Galerie

[1] Graf Franz (de Paula) wurde am 19. Juli 1911 von Kaiser Franz Joseph I. in den Fürstenstand erhoben und galt als erster Fürst der Familie Thun-Hohenstein.
[2] Sein Leichnam wurde jedoch nie gefunden. vgl. Thun-Hohenstein, Leopoldine von, Erinnerungen aus meinem Leben, Innsbruck-Wien-München 1926, S. 1.
[3] Fürst Franz Ludwig von Hatzfeldt (1756-1827) war ein preußischer Gesandter.
[4] Graf Dimitri Tatischeff (?-1845) war ein russischer Gesandter.
[5] Mit Ausnahme von Latein.
[6] Gemahlin von ihrem Erzieher und Lehrer Johann Nagel.
[7] vgl. ebd., S. 6-7.
[8] Neben verschiedenen Porträts in farbiger Kreide und Öl zeichnete die junge Gräfin das Marienbild in der Kapelle am Fuß des Neuhof zu Kwassitz. vgl. ebd., S. 8.
[9] Ihr Erzieher Johann Nagel bereitete die beiden Geschwister auf diese Reise in Form von geschichtlichen und kunstgeschichtlichen Erzählungen vor und sollte zudem als ihr Begleiter fungieren. vgl. ebd., S. 8-10.
[10] Das Erlebte und die Eindrücke ihrer Italienreise hielt Gräfin Leopoldine in ihrem „Journal“ fest. Dieses befindet sich im Archiv in Tetschen, Nachlass Leopoldine von Thun-Hohenstein, geb. Lamberg.
[11] vgl. Thun-Hohenstein, Erinnerungen, S. 16-17.
[12] vgl. ebd., S. 20.
[13] Ehe Graf Friedrich Franz-Josef nach Stockholm ging, wurde er zuvor von Graf Ficquelmont (1777-1857) in geheimer Mission nach St. Petersburg beordert.
[14] Selina Clam-Martinic (1797-1872) war eine entfernte Verwandte Leopoldines und Gemahlin des Grafen Karl von Clam-Martinic (1742-1840).
[15] Gemeint ist hier wohl Kaiserin Maria Anna von Savoyen (1803-1884). Sie war die Gemahlin des damals regierenden Kaisers Ferdinand I. (1793-1875).
[16] Gräfin Melanie Zichy-Ferraris (1805-1854), Tochter des Feldmarschalls Graf Franz Zichy-Ferraris, war die dritte Gemahlin des Fürsten Metternich.
[17] vgl. Thun-Hohenstein, Erinnerungen, S. 21-22.
[18] Aufgrund dessen diplomatischer Stellung und Position.
[19] So wurde Graf Friedrich Franz Josef von Thun-Hohenstein von seiner Gemahlin genannt.
[20] Der Vater sah seine Tochter das erste Mal, als diese bereits 10 Monate alt war. vgl. ebd., S. 30.
[21] Der Slavenkongress und die ausgebrochene Revolution in Prag, die Geiselnahme ihres Schwagers Leo von Thun-Hohenstein oder die Ermordung der Fürstin Windischgrätz, vgl. ebd., S. 25-26.
[22] vgl. ebd., S. 26.
[23] Die Hochzeit der beiden verzögerte sich jedoch und sollte erst am 13. Oktober 1851 in Mauer bei Wien stattfinden, da ein trauriges Ereignis alle Freude überschattete. Leopoldines Bruder Ernst starb im Alter von 26 Jahren an einer Typhuserkrankung. Gemeinsam mit ihrer Mutter reiste sie nach Mähren, wo sie sich den Winter über aufhielt. Die Kinder und ihr Gemahl Friedrich Franz Josef blieben in Tetschen zurück. vgl. ebd., S. 41.
[24] Graf Carl August Leopold Bigot von St. Quentin (1805-1884) war österreichischer Generalmajor, Feldmarschallleutnant und Regimentskommandant beim böhmischen Dragoner-Regiment „Eugen Prinz von Savoyen“ Nr. 13.
[25] Fürst Schwarzenberg berief Graf Friedrich von Thun-Hohenstein bereits im April 1850 als Präsidialgesandten, um am im September stattfindenden Bundestag in Frankfurt teilzunehmen. Der Graf reiste unverzüglich ab, seine Gemahlin folgte ihm im Mai 1850 mit den gemeinsamen Kindern nach. vgl. Thun-Hohenstein, Erinnerungen., S. 36-37.
[26] vgl. ebd., S. 72.
[27] Die Kinder blieben währenddessen in Tetschen bei der Großfamilie zurück. vgl. ebd., S. 83.
[28] Graf Friedrich von Thun-Hohenstein machte nur einen kurzen Zwischenstopp, denn besorgt um seine dienstrechtliche Stellung eilte er nach Wien, um endlich Klarheit darüber zu erhalten. Allerdings kehrte er enttäuscht und ohne genauere Informationen über seine zukünftige berufliche Verwendung nach Tetschen zu seiner Familie zurück. vgl. ebd., S 86.
[29] Feldmarschall Josef Wenzel Radetzky (1766-1858) war der bedeutendste Heerführer Österreichs in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
[30] vgl. ebd., S. 94.
[31] Der Vater des Kindes konnte jedoch abermals aufgrund seiner beruflichen Verpflichtungen in Wien nicht bei der Geburt anwesend sein, was die Gräfin sehr schmerzte. vgl. ebd., S. 96.
[32] „Heimat“ verbindet Gräfin Leopoldine von Thun-Hohenstein mit der Stadt Tetschen., vgl. ebd., S. 114.
[33] Sie wollten vor dem Beginn der empfohlenen Seebadkur für die Gräfin auch das Land entdecken können.
[34] vgl. Thun-Hohenstein, Erinnerungen, S. 123-125.
[35] Im Zuge dieser „Reise“ fertigte Leopoldine ihr „Journal“ an. Dieses findet sich in ihrem Nachlass im Gebietsarchiv Litomerice, Tetschen/Bodenbach, Nachlass Leopoldine Lamberg.
[36] Johann Bernhard von Rechberg (1806-1899) war ein österreichischer Diplomat und Außenminister.
[37] Er wurde von Graf Esterhazy in Berlin abgelöst und war für die Dauer des Buol’schen Ministeriums gezwungen, der Politik den Rücken zuzukehren. vgl., Thun-Hohenstein, Erinnerungen, S. 81.
[38] Er versuchte sein Aufbrechen hinauszuschieben, da innerhalb der Familie eine schwere Krankheitswelle ausbrach. Sowohl Töchterchen Karolina als auch Therese litten an einer Typhuserkrankung. vgl. ebd., S. 134-135.
[39] Graf Eduard von Thun-Hohenstein wurde am 14. Mai 1860 in Tetschen geboren.
[40] Großfürstin Katharina Michailowna (1827-1894) war die Tochter des Großfürsten Michael Pawlowitsch Romanow (1798-1849) und Gemahlin von Herzog Georg von Mecklenburg (1779-1862).
[41] Herzog Georg von Mecklenburg (1779-1860) war Großherzog von Mecklenburg.
[42] Karl Robert von Nesselrode (1780-1862) war ein russischer Diplomat.
[43] vgl. Thun-Hohenstein, Erinnerungen, S. 136-138.
[44] Graf Friedrich wurde am 8. Oktober 1861 geboren.
[45] Maria Maximilianovna von Leuchtenberg (1841-1914) war die Tochter des russischen Großfürsten Maximilian de Beaharnais (1817-1852).
[46] vgl. Thun-Hohenstein, Erinnerungen, S. 154-155.
[47] Graf Friedrich Franz Josef wurde von wichtigen politischen Geschäften in St. Petersburg festgehalten und er konnte erst in der zweiten Hälfte des Sommers nachkommen. vgl. ebd., S. 156.
[48] vgl. ebd., S. 156.
[49] vgl. ebd., S. 162.
[50] vgl. ebd., S. 163.
[51] vgl. ebd., S. 163 bzw. S 174.
[52] vgl. ebd., S. 162-179.
[53] Erinnerungen aus meinem Leben“ wurde bereits 1902 in wenigen Exemplaren als Privatdruck erneut aufgelegt. Das Manuskript befindet sich im Gebietsarchiv Litomerice, Tetschen/Bodenbach, Nachlass Leopoldine von Thun-Hohenstein.